Galizien steht meist im Schatten bekannterer spanischer Urlaubsziele wie Andalusien oder Katalonien. Doch wer einmal die grünen Landschaften, die zerklüftete Küste und die charmanten Dörfer Galiziens entdeckt hat, wird schnell verstehen, warum dieser Teil Spaniens als echter Geheimtipp gilt. Hier treffen spektakuläre Natur, beeindruckende Sehenswürdigkeiten und ein authentisches, unberührtes Spanien aufeinander. In diesem Blogartikel stellt unsere Reisebloggerin Anja Knorr einige der schönsten Sehenswürdigkeiten und Wanderwege Galiziens vor.
Die Costa da Morte, Todesküste im Deutschen, verdankt ihren Namen den zahlreichen Schiffswracks, die sich zwischen den felsigen Ufern von Malpica und Fisterra im Nordwesten Spaniens befinden. Das Küstengebiet Galiziens ist berüchtigt für starke Strömungen und krachende Wellen. Allerdings verleiht die spektakuläre Küstenlandschaft Galizien seinen eigenen Charme. Von der wilden felsigen Küste voller Rías (Flussmündungen) über zerklüftete Gebirgsmassive mit heißen Thermalquellen, bis hin zu sanften, von Grasfeldern bedeckten Hügeln: Nie weiß man so recht, was für ein beeindruckendes Bild Galizien als nächstes präsentiert.
Am besten lässt sich diese Landschaft auf dem Jakobsweg erkunden, dem berühmten mittelalterlichen Pilgerweg, der noch immer jedes Jahr von Hunderttausenden von Menschen begangen wird. Die Endstation des Weges, die wunderschöne Stadt Santiago de Compostela, ist das perfekte Ziel für eine Städtereise mit viel Kultur.
Doch ebenso ist Galizien stolz auf sein gemeinsames keltisches Erbe mit Irland. Feste und Traditionen spielen eine große Rolle im galizischen Leben und im Sommer feiert fast jedes Dorf tagelange Feiern auf seinen öffentlichen Plätzen. Als die Römer Galizien entdeckten, hielten sie es für das Ende der Welt und nannten die westlichste Spitze „Finisterre“, das Ende der Welt. Außerdem hinterließen sie noch den ältesten funktionierenden römischen Leuchtturm der Welt, den Herkulesturm, in A Coruña – einer Küstenstadt mit herrlichen Stränden und einer faszinierenden maritimen Vergangenheit.
Die schönsten Orte in Galizien
Santiago de Compostela
Kein Besuch in Galizien wäre vollständig ohne einen Abstecher in die Hauptstadt der Region, Santiago de Compostela. Über Jahrhunderte hinweg haben sich jedes Jahr unzählige Pilger auf den Jakobsweg begeben, um in der Hauptstadt Galiziens die berühmte Kathedrale zu betreten. Sie gilt als eines der bedeutendsten Pilgerziele der Christenheit und der Überlieferung nach sind hier die Reliquien des Apostels Jakobus begraben.
Der vielleicht schönste Platz in Santiago ist die Plaza del Obradoiro. Das Leben in der Stadt dreht sich um diesen Platz, auf dem sich die Kathedrale, der Raxoi-Palast und das luxuriöse Hostal de los Reyes Católicos befinden. Hier trifft man auf Pilger mit ihren unvermeidlichen Wanderstöcken und Jakobsmuscheln. Für den ersten Besuch der Kathedrale empfiehlt es sich, den Portico de la Gloria zu bewundern, die Figur des Heiligen Jakobus auf dem Hauptaltar anzufassen und dann die herrliche Aussicht auf die Stadt vom Turm zu bewundern. Mit etwas Glück wird während der täglich stattfindenden Messen der Botafumeiro (ein riesiges Weihrauchfass) in Bewegung gesetzt und fliegt dramatisch über die Köpfe der Pilger hinweg. Allerdings wird er nur an religiösen Feiertagen oder auf vorherige Anfrage benutzt.
Santiago de Compostela ist aber auch eine lebendige Stadt mit zahllosen Restaurants und Bars, in denen man die köstlichen galizischen Meeresfrüchte genießen kann, und einer Altstadt, die mit ihren engen Gassen, historischen Gebäuden und lebendigen Plätzen verzaubert.
Wallfahrtskirche Virgen de la Barca in Muxia
Die Wallfahrtskirche ist der schönste Ort in Muxía. Das Heiligtum befindet sich am Ende der Stadt, direkt am offenen Meer, und besteht aus einer kleinen Kirche und Steinblöcken. Die Legende besagt, dass diese Steine seit der Antike magische Kräfte besitzen.
Angeblich soll hier einst die Jungfrau Maria in einem Boot angekommen sein, um dem Apostel Jakobus zu helfen, das Christentum zu verbreiten. Noch heute zieht es viele Gläubige hierher, um die Steine zu berühren und der Jungfrau Maria zu gedenken.
Der „hórreo“ von Carnota
Die als „hórreos“ bekannten Trockenspeicher stellen das charakteristischste Symbol Galiziens dar: Sie stehen vor fast jedem Haus und sind omnipräsent. Allein in der Gemeinde Carnota gibt es über 884 traditionelle Getreidespeicher, die ursprünglich zum Lagern, Trocknen und Konservieren von Mais und anderen Feldfrüchten genutzt. Mit dem allmählichen Niedergang der Landwirtschaft verlor ihr ursprünglicher Zweck jedoch an Bedeutung und sie entwickelten sich zu einem dekorativen Element. Der „hórreo“ von Carnota wurde 1786 erbaut und 1783 durch 11 neue Sockelpaare erweitert. Der „hórreo“ von Carnota ist unglaubliche 34,76 Meter lang, 1,9 Meter breit und besteht aus insgesamt 22 Säulenpaaren.
Atemberaubende Costa da Morte
Die Costa da Morte, die Todesküste, bildet den gespenstisch schönen Küstenabschnitt zwischen den Dörfern Malpica und Finisterre. Dieser zerklüftete Küstenabschnitt am Atlantischen Ozean ist berüchtigt für starke Strömungen und krachende Wellen. Das macht ihn zu einer der gefährlichsten Küsten der Welt. Doch die vielen charmanten Fischerdörfer, weißen Sandstrände, Kirchen und zahlreiche Leuchttürme, Faros genannt, sorgen dafür, dass in den Sommermonaten Urlauber die Gegend bevölkern.
Zu den schönsten Stränden der Costa da Morte gehören der Strand von Laxe und Finisterre. Während der römischen Zeit glaubte man, dass Finisterre das „Ende der Welt“ sei, wobei die wörtliche Übersetzung Finis (Ende) Terrea (Erde) lautet. Viele Pilger wandern von Santiago de Compostela über den „Camino Finisterre Muxia“, um am „Ende der Welt“ zu stehen und über ihre Reise nachzudenken.
Hier werden übrigens auch Kulinariker fündig und sollten die Delikatesse „Percebes“ probieren, eine Gänsekrabbe, die von den Felsen der Costa da Morte geerntet wird und überall in Galizien serviert wird.
Malerisches Malpica
Malpica ist seit mindestens dem 17. Jahrhundert für seine Walfangaktivitäten bekannt, und sein geschützter Hafen ist Zeugnis der harten Arbeit der Seeleute. Bei einem Spaziergang entlang seines Kais, lässt sich der gesamte Verarbeitungsprozess der Meeresfrüchteverarbeitung verfolgen. Der Major de Malpica ist der größte Strand von Malpica und bildet eine malerische kleine Bucht, die auch den kleinen Strand von Canido umschließt. Von der Strandpromenade aus genießt man einen schönen Blick auf die Sisargas-Inseln, die wegen ihrer Steilküste und der dort lebenden Flora und Fauna von großer Bedeutung sind.
Der Jakobsweg oder auch „Camino de Santiago“
Der berühmte Jakobsweg führt durch ganz Spanien, doch die letzten Kilometer durch Galizien gehören zu den beeindruckendsten. Die Route von O Cebreiro nach Santiago de Compostela ist besonders beliebt. Auf dieser Strecke wanderst du durch grüne Wälder, über sanfte Hügel und durch kleine, charmante Dörfer.
Die „Ruta de Los Faros“ durch Galiziens Naturparadies
Eine der einzigartigeren Möglichkeiten, die Costa da Morte zu erleben, ist eine Wanderung auf der Ruta de Los Faros oder der Leuchtturmroute. Der Weg beginnt in Malpica und endet am Kap Finisterre. Hier ist der Name Programm: Wanderer fühlen sich hier tatsächlich am Ende der welt angekommen. Viele der Leuchttürme entlang der Todesküste dienten nicht nur als Wegweiser für Schiffe, sondern auch als Symbol für die Wanderrouten des Jakobsweges. Der Camino dos Faros erstreckt sich über 125 Meilen und dauert durchschnittlich 8 bis 9 Tage. Das verschlafene Dorf Muxía liegt an dieser Route.
Der „Ruta da Pedra e da Auga“
Diese Wanderroute im Rías Baixas-Gebiet führt entlang des Flusses Armenteira und lohnt sich für einen entspannten Tagesausflug. Der „Weg der Steine und des Wassers“ verläuft vorbei an alten Mühlen und durch dichte Wälder, begleitet vom Rauschen des Wassers. Die Route endet am Kloster Armenteira, einem ruhigen Ort, der perfekt ist, um zur Ruhe zu kommen.
Wie ist das Wetter in Galizien?
Regnet es wirklich immer in Galizien? Die einzigartige autonome Gemeinschaft Galizien ist anders als der Rest Spaniens. Bei der Ankunft in Galizien hat man das Gefühl, nach Irland versetzt worden zu sein. Beispielsweise hört man vielerorts den Klang der galizischen „gaita“, eines unverwechselbaren Instruments, das dem irischen Dudelsack sehr ähnlich ist. In Galizien finden sich viele keltische Verbindungen, vom Essen bis hin zum berühmt-berüchtigten Schmuddelwetter.
Tatsächlich regnet es in Galizien fast das gesamte Jahr über und die lange Regenzeit geht von Oktober bis April. In manchen Jahren kann sie bis in die Nebensaison im September und Mai hineinreichen. In den Wintermonaten sind viele Restaurants, Cafés und Unterkünften geschlossen. Sogar in den Sommermonaten ist das Wetter an der wilden Atlantikküste unberechenbar und kann sich jederzeit ändern. Regen und dichter Nebel können selbst an einem Augusttag auftreten und ein Regenschirm sollte unbedingt immer eingepackt werden.
Dafür ist die Landschaft Galiziens unfassbar grün und Blumen blühen in allen möglichen Farben!
Galizien: Noch ein Geheimtipp
Das Galizien immer noch ein absoluter Geheimtipp ist, liegt sicherlich zum einen an der relativen Abgeschiedenheit und dem rauen Wetter, das viele Sonnenanbeter abschreckt. Zum anderen hat die Region trotz ihrer Schönheit und Kultur nie die gleiche touristische Aufmerksamkeit erhalten wie andere Teile Spaniens. Doch gerade das macht den Charme Galiziens aus: Hier findest du unberührte Natur, authentische Dörfer und eine herzliche Gastfreundschaft, die in den touristischen Hochburgen oft verloren geht.
Wenn du nach einem Reiseziel suchst, das abseits der ausgetretenen Pfade liegt, dich mit atemberaubender Natur, kulturellen Schätzen und einer Prise Abenteuer verzaubert, dann ist Galizien genau das Richtige für dich.